Dienstag, 26. Juni 2012

26.06.12 Durchschlafen/Resüme, Braodford - Unapool

Adagio:

Nachdem ich meinen Rückweg außerplanmäßig nun doch einen Tag schneller über die Bühne gebracht habe und erst morgen wieder arbeiten muss, verbringe ich den Tag mit dem Nötigsten. Dazu gehören: Waschen und Ausschlafen und Ihr werdet mich für verrückt halten; ich drehe, als das Wetter aufklart, noch eine im Verhältnis zu den vorangegangenen Tagen, kleine Runde mit meiner Kawasaki W, die die letzten 3,5 Wochen von mir vernachlässigt werden musste ;-)
Hart ist der Aufschlag in der Realität und dem Alltag, nachdem man eine solche Tour mit so vielen Eindrücken, Menschen und Ereignissen hinter sich gebracht hat. Von meiner Seite hätte es noch Wochenlang so weitergehen können. So bleibt mir als Erinnerung nun dieser Bericht, neu gewonnene Freunde, ein schönes blaues Rugby Shirt mit Schottlandwappen, ein neues Schottland Cap und Scotti der Bär, der nun mit seinem Freundschaftspin Bayern/Schottland auf der Kante meiner Couch sitzen darf.
Die Erinnerungen an eine wunderschöne Reise lassen mich schon wieder Pläne einer Wiederholung schmieden  - wenn so etwas überhaupt möglich ist - bzw. einer Fortsetzung einer Schottlandrunde, die aus Zeitmangel noch nicht vollendet ist.
Und so werden diese Zeilen sicher nicht die letzten sein und die Geschichte "Großbritannien" wird eine Fortsetzung finden, wenn alles gut geht schon im nächsten Jahr.



Peter:

KM 40449 Dienstag 26.06.2012 08:30 Uhr Broadford - Unapool


Wolkenverhangen empfing mich der nächste Morgen. Das konnte ja heiter werden bei der längsten Etappe in Schottland. Die Morgentoilette fiel auch etwas kürzer aus, da sich das Bad in meinem B&B als nicht gerade sehr hygienisch herausrausgestellt hatte. Dafür war das Frühstück mehr als ordentlich. Sogar mit Haggis, welches ich bisher in noch keinem B&B bekommen hatte. Nach kurzem Abschied und mit den besten Wünschen begleitet machte ich mich auf den Weg. 



Bald überquerte ich die 1995 erbaute Skye-Bridge und nach wenigen Minuten mein erstes Tagesziel, das Eilean Donan Castle. Um diese Zeit standen noch keine Touristenbusse auf dem riesigen Parkplatz von einem der meistfotografiertesten Castles in Schottland. Schließlich wurden hier unter Anderem Szenen aus Highlander, Braveheart, Rob Roy und besonders der James Bond Film, die Welt ist nicht genug, gedreht. Auch die angeblich sehr interessanten Führungen hatten noch nicht begonnen, aber das war ja sowiso nicht meine Absicht. Allerdings musste der obligatorische Fototermin sein.



Nach kurzem Stop bog ich dann bei Auchtertyre auf die A 890 und folgte dieser am Loch Carron entlang bis zur Abzweigung auf die A 896. Mein nächstes Ziel war der Applecross Pass, die höchste Passerhebung in Schottland. In der Ortschaft Lochcarron zweigt die Straße nach Westen ab, vorbei am Loch Kishorn, weg von der A 896 weiter nach Westen den Pass zustrebend. Beeindruckend ist der Blick auf die Felswände an denen man vorbei fährt, vergleichbar mit unseren Alpen. Bei Steigungen bis zu 20 Grad auf dieser Singleroad tat sich mein Silberengel schon hart. Schließlich schaffte ich es doch auf die Höhe des Bealach na Bah ( Pass of the Cattle )  mit 637 Metern.
 





Das Ganze geht natürlich von Meereshöhe aus. Die Aussicht in Richtung Rassay und Skye entschädigte mehr als genug die beschwerliche Auffahrt. Inzwischen lugte auch der blaue Himmel zwischen den dichten Wolken durch und es blieb zu meiner Freude trocken.

  
Die Abfahrt von der Höhe war nicht so spektakulär wie die Auffahrt. Es lohnt sich auf Alle Fälle die Passfahrt in westlicher Richtung.
 







Von der Ortschaft Applecross am Inner Sound führte die Singleroad weiter über Kalnakill, Fearnmore, am Ufer des Loch Torridon entlang, bis sie dann bei  Shieldaig wieder auf die A 896 stieß. Zweispurig begleitete mich  die Straße weiter bis Torridon, wo sie durch das Glen Torridon vorbei am Beinn Eighe bis Kinlochewe wieder nur einspurig befahrbar war. Dieses Spielchen, der Wechsel zwischen Ein- und Zweispurig, wiederholte sich dann ständig auf der Weiterfahrt durch die Küsternregion der Highlands.






 




Je nördlicher ich kam, desto karger wurde auch die Vegetation. Kleingewachsene Nadelhölzer wurden immer weniger, Moose und Flechten immer mehr. Auch die üppigen, bis baumgoßen  Rhododendronhaine lösten sich langsam auf. Über Berg und Tal, entlang den Ufern der Lochs, fuhr ich dann über Gairloch, Tournaigh, Laide und Dundonell bis ich dann nach 71 Meilen auf die Hauptstraße Richtung Ullapool abbog.




Der kleine Küstenort Ullapool am Loch Broom ist der Hafen für die Fähre auf die Hauptinsel der Äußeren Hebriden Lewis. Viele Yachten und Fischerboote legen hier im größten Ort der nordwestlichen  Highlandküste an. Der Maler und Graphiker  Oskar Kokoschka hielt sich hier in vielen Sommermonaten während des 2. Weltkrieges auf. Von hier strahlt auch der angeblich kleinste Radiosender Großbritanniens seine Programme aus.
 

Die weitere Fahrt durch immer karger werdendes Land, vorbei an wunderbaren Buchten, brachte mich dann an das Loch Assynt. Es ist ein typischer See, der in der Eiszeit entstanden ist. 10 Kilometer lang und nur bis zu 1 Kilometer breit, dafür zirka 128 Meter tief. Am Nordufer auf einer kleinen Halbinsel befindet sich die Ruine von Ardvreck Castle vom Clan MacLeod of Assynt. Wie an allen historischen Stätten informieren auch hier wieder Hinweisschilder über die Historie. 

Nach wenigen Meilen erreichte ich dann gegen 18:30 Uhr mein heutiges Etappenziel Unapool bei Kylesku am Loch Glencoul. Bei einer sehr netten, älteren Dame bekam ich ein wunderbares und günstiges Zimmer. Zwischen Nippes, Rüschen und Spitzen kam ich mir vor wie in einer großen Puppenstube. Ein reichhaltiges Essen und gutes Bier servierte man mir dann im Kylesku Hotel. Den Tagesabschlusswhisky musste ich aber leider wieder alleine trinken.

352 regenfreie Kilometer in 10 Stunden

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